| In der Debatte um politische Erziehung vertrete ich mit meinem Statement für eine angemessene Kombination aus Affirmation (gegenüber den unveränderlichen Positionen des Grundgesetzes) und Kritik (an der Kluft zwischen Anspruch und Wirklichkeit in vielen Grundrechtsbereichen) eine Minderheitsposition zumindest im Bereich der politischen Bildung. Umso mehr freut es mich, wenn renommierte Erziehungswissenschaftler*innen sich meiner Argumentation anschließen: Michael May (Universität Jena):
„In dankenswerter Klarheit hat Edwin Stiller (2020) unter Bezugnahme auf einschlägige erziehungstheoretische Literatur herausgearbeitet, dass es in der Demokratiebildung – nolens volens – auch um Spuren von Staatspädagogik und Affirmation geht, verstanden als die Zustimmungserzeugung zu den demokratischen Prinzipien und die Ablehnung von demokratiefeindlichen Positionen.“
Michael May (2021): Haltung ist keine didaktische Strategie! – Zu einem Missverständnis im Kontext der Demokratiebildung, in: Gesellschaft • Wirtschaft • Politik (GWP) 70. Jahrg., Heft 1/2021, S. 17-21„Damit soll nicht bestritten werden, dass die liberale Demokratie legitime Ansprüche an die Schüler/innen auch affirmativer Art stellen kann (Honneth 2012; May 2021; Stiller 2020) (…)“ May, M. & Hameister, I. (2023): Was sind die Kriterien für die Kontroversitätskriterien? Fragen an die pädagogische Stabilität der Theoriearchitektur, in: Zeitschrift für Praktische Philosophie, Heft 1, S. 361–368
Jürgen Gerdes (PH Freiburg): „Hier drängt sich die Frage auf, ob es angesichts der heutigen demokratiepolitischen Herausforderungen nicht prioritär um eine gewissermaßen defensive Haltung der Verteidigung demokratischer Errungenschaften […] gehen müsste, die durch rechtsextreme und insbesondere rechtspopulistische Bewegungen und Parteien in Frage gestellt und im Fall ihres Regierungseintritts akut gefährdet werden. […] Die Herausforderung von Demokratiebildung würde dann darin bestehen, Affirmation gegenüber dem Nicht-Verhandelbaren und Kritik im Sinn der Demokratisierung in eine Balance zu bringen (vgl. Stiller 2020, S. 108).“ (Gerdes 2021, S. 18)
Gerdes, Jürgen (2021): Demokratiebildung, in: Bauer, Ullrich et al. (Hrsg.): Handbuch Bildungs- und Erziehungssoziologie, Wiesbaden: Springer Barbara Pusch (Universität Koblenz-Landau):
„Auf der Grundlage von Nohls Erziehungsbegriff, Drerups bildungsphilosophisch untermauerter Aufforderung, nicht alle Themen in der politischen Bildung kontrovers zu diskutieren, und Stillers Ausführungen zu politischer Bildung und Erziehung, denke ich BNE als erzieherisches Unterfangen an.“ (S. 195)
Barbara Pusch (2023): Bildung oder Erziehung für nachhaltige Entwicklung? – Grenzbearbeitungen im Schnittfeld von Nachhaltigkeit und Erziehungswissenschaft, in: Magnus Frank u.a. (Hg.): Grenzen auflösen – Grenzen ziehen. Grenzbearbeitungen zwischen Erziehungswissenschaft, Politik und Gesellschaft, Verlag Barbara Budrich, Opladen • Berlin • Toronto, S. 183-200 Hermann-Josef Abs (Universität Duisburg-Essen):
„Mit Stiller (2020: 110) lässt sich die hier vorgenommene Unterscheidung zwischen politischer Bildung und Demokratieerziehung weiter begründen, indem die Arbeit an Werten in höherem Maße als Gegenstand der Erziehung begriffen wird, weil Werte stärker in der Perspektive des personalen Bezugs vermittelt werden und stärker auf Verantwortungsübernahme in sozialen Zusammenhängen ausgerichtet sind. Demgegenüber sieht Stiller kognitive Kompetenzen in höherem Maße als Gegenstände von politischer Bildung." (S. 375) Abs, Hermann Josef (2023): Der Krieg in der Ukraine als neuer Horizont für politische Bildung und Demokratiepädagogik, in: Alisha Heinemann, Yasemin Karakaşoğlu, Tobias Linnemann, Nadine Rose, Tanja Sturm (Hrsg.): Ent|grenz|ungen. Beiträge zum 28. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaft, Verlag Barbara Budrich´, Opladen • Berlin • Toronto, S. 367-380
Zum Bereich "Politische Erziehung in der pädagogischen Bildung" erscheint in der neuen DFD 2025 ein ausführliches Kapitel.
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